Die Untersuchungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben ergeben, dass die Modelle BMW 525d und BMW 318d, die zulässigen Grenzwerte für Stickoxidemissionen erheblich überschreiten. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu früheren Aussagen des ehemaligen BMW-Vorstandes, dass BMW saubere und die weltbeste Dieselmotoren produziere und keine Abschalteinrichtungen einsetze.
Aktueller Stand im Dieselskandal
Das Urteil des EuGH
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat temperaturabhängige Abschalteinrichtungen (Thermofenster) bereits im letzten Jahr für unzulässig erklärt. Eine Abschalteinrichtung darf nur im äußersten Notfall verwendet werden, um den Motor vor unmittelbaren Schäden zu schützen und den Fahrer vor Gefahren zu bewahren.
Was der Bundesgerichtshof entscheidet
Für den 26. Juni 2023 wird ein wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) erwartet, das die Entscheidungen des EuGH berücksichtigen wird. Der BGH neigt dazu, eine neue Form des Schadensersatzes, den sogenannten „Differenzhypothesenvertrauensschadensersatz“, anzunehmen, der Käufern von Dieselfahrzeugen zustehen könnte.
BMW im Dieselskandal
Während sich VW und Mercedes gegen Klagewellen verteidigen mussten, blieb BMW überwiegend verschont. Nun wirft die DUH BMW erneut vor, Abgaswerte manipuliert zu haben. Die Messungen der DUH zeigen die höchsten Messergebnissen, die jemals bei einem Dieselfahrzeug gemessen wurden, eine 49-fache Überschreitung des zulässigen Grenzwertes für Stickoxide und auch hohe Werte bei Labor- und Straßenmessungen.
Felix Domke, ein Entwickler von Embedded Devices mit Schwerpunkt auf Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen, hat zudem eine temperaturabhängige Abschalteinrichtung entdeckt - ein sogenanntes Thermofenster, das der EuGH verboten hat. Dabei wird die Abgasnachbehandlung unterhalb von 14 Grad und oberhalb von 45 Grad reduziert. Laut der Präsentation der DUH erfolgt die Abschaltung auch in Abhängigkeit von der gefahrenen Geschwindigkeit und dem Drehmoment.
BMW hat den Vorwürfen der DUH, wie bereits in der Vergangenheit, widersprochen.
Fahrzeuge mit einer illegalen Abschalteinrichtung erhalten oft ein Diesel-Software-Update. Fahrzeuginhaber müssen dann mit Ihrem Fahrzeug in die Werkstatt eines Herstellers und sich eine neue Software aufspielen lassen, welche die illegalen Abschalteinrichtungen entfernt.
Warum schadet ein Diesel-Software-Update einem Dieselmotor?
Ein Software-Update für einen Dieselmotor soll in der Regel die Abgasemissionen des Fahrzeugs verringern, insbesondere die Stickoxidemissionen (NOx), die als gesundheitsschädlich und umweltschädlich gelten. Allerdings kann ein solches Update einige Nebenwirkungen haben, die sich negativ auf den Motor auswirken können.
- Erhöhter Kraftstoffverbrauch:
Um die NOx-Emissionen zu reduzieren, muss das Fahrzeug den Verbrennungsprozess anpassen, was häufig zu einem erhöhten Kraftstoffverbrauch führt. Dies kann sich negativ auf die Kraftstoffeffizienz des Fahrzeugs auswirken.
- Reduzierte Motorleistung:
Einige Fahrer haben festgestellt, dass nach einem Update die Motorleistung abgenommen hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Optimierung des Verbrennungsprozesses zur Reduzierung von Emissionen die Effizienz und Leistung des Motors beeinträchtigen kann.
- Erhöhter Verschleiß:
In einigen Fällen kann das Update den Motor dazu bringen, unter Bedingungen zu arbeiten, für die er ursprünglich nicht konzipiert war. Dies kann zu erhöhtem Verschleiß und potenziell kürzerer Lebensdauer des Motors führen.
- Fehler im Motorsteuergerät:
In einigen Fällen haben Fahrer berichtet, dass nach einem Update neue Fehler im Motorsteuergerät aufgetreten sind, die vorher nicht vorhanden waren.
Was ist der Ruß/NOx-Tradeoff?
Der Ruß/NOx-Tradeoff bezieht sich auf das Ausgleichsproblem, das bei der Optimierung von Dieselmotoren auftritt. Es besteht darin, dass eine Verringerung des einen Parameters, zum Beispiel der Stickoxide (NOx), zu einer Erhöhung des Rußausstoßes, führt, und umgekehrt. Wenn ein Hersteller mit einem Diesel-Software-Update die giftigen Stickoxide im erheblichen Umfang senkt, erhöht sich zwangsweise der Rußausstoß und die Versottung des Motors beginnt.
Hintergrund dazu ist die Art und Weise, wie ein Dieselmotor arbeitet:
- Stickoxide (NOx):
Diese entstehen vor allem bei hohen Verbrennungstemperaturen und hohem Druck, Bedingungen, die in einem Dieselmotor vorherrschen.
- Ruß:
Dieser entsteht vor allem bei unvollständiger Verbrennung, insbesondere wenn der Sauerstoff knapp ist. Dies geschieht in Dieselmotoren, die nach dem Prinzip der mageren Verbrennung arbeiten, bei der mehr Luft als theoretisch für die Verbrennung benötigt in den Brennraum eingeleitet wird.
Um NOx-Emissionen zu reduzieren, können die Verbrennungstemperaturen gesenkt werden, etwa durch Rückführung eines Teils der Abgase in den Brennraum, um die Verbrennung zu "kühlen". Diese Maßnahme kann zu einer erhöhten Rußbildung führen, da sie die Verbrennung ineffizienter macht und daher mehr unverbrannte Kraftstoffpartikel (also Ruß) übrig bleiben.
Umgekehrt kann man versuchen, die Rußbildung zu verringern, indem man für eine vollständigere Verbrennung sorgt, etwa durch Erhöhung der Temperatur. Diese Maßnahme führt zu höheren NOx-Emissionen.
Es handelt sich um einen Zielkonflikt, der eine der technischen Herausforderungen bei der Entwicklung und Optimierung von Dieselmotoren darstellt. Moderne Abgasnachbehandlungssysteme, wie Partikelfilter und SCR-Systeme (Selective Catalytic Reduction) zur NOx-Reduktion, versuchen diesen Trade-off zu umgehen, aber sie haben wiederum eigene Herausforderungen und Grenzen.
Eine Versottung reduziert die Lebenserwartung eines Motors
Der Begriff "Versottung" wird verwendet, um eine Ablagerung von Ruß und anderen Verbrennungsrückständen im Motor oder im Abgassystem eines Fahrzeugs zu beschreiben. Diese Ablagerungen können verschiedene Probleme verursachen, welche insgesamt die Lebenserwartung des Fahrzeugs reduzieren.
- Verstopfung der Abgaswege:
Eine übermäßige Rußbildung kann zu Verstopfungen im Auspuffsystem führen, einschließlich des Partikelfilters. Dies kann die Leistung des Motors beeinträchtigen und zu höherem Kraftstoffverbrauch führen. In einigen Fällen kann dies sogar zu Fehlfunktionen oder Schäden am Partikelfilter führen.
- Verschlechterung der Verbrennungsqualität:
Rußablagerungen im Brennraum können die Verbrennungsqualität verschlechtern, was zu einer reduzierten Motorleistung und erhöhtem Kraftstoffverbrauch führen kann.
- Schädigung der Motoröleigenschaften:
Rußpartikel können in das Motoröl gelangen und dessen Schmiereigenschaften beeinträchtigen, was zu erhöhtem Motorverschleiß führen kann.
- Beschädigung der Abgasnachbehandlungssysteme:
In Dieselfahrzeugen können Rußablagerungen auch die Abgasnachbehandlungssysteme, wie den Dieseloxidationskatalysator (DOC) und das SCR-System, beeinträchtigen.
So erhalten Sie Schadensersatz:
Falls sich in Ihrem Fahrzeug eine illegale Abschalteinrichtung befindet, sind Sie geschädigt worden. Betroffene Käufer haben Anspruch auf Schadenersatz. Dieser kann entweder durch Rückabwicklung des Kaufvertrages oder durch den sogenannten kleinen Schadensersatz, der bis zu 25% des gezahlten Kaufpreises ausmachen kann, geltend gemacht werden. HAHN Rechtsanwälte bietet aktuell BMW-Fahrern kostenfreie Erstbewertungen bezüglich möglicher Schadensersatzansprüche gegen die BMW AG an.